Du hast ja echt einen tollen Beruf

Es ist nicht mal mittags, als ich durch die volle Innenstadt laufe und das Hotel zusteuere, in dem ich bereits unzählige Male gewesen bin. Heute bin ich mit Herbert verabredet. Herbert, der 53 und Deutsch ist. Das musste er extra betonen. Wir haben am Vorabend telefoniert und ich habe ihm meine Bedingungen genannt. Ich will vorab die Hotelbestätigung und ein Foto der Schlüsselkarte sehen. Ihn stört es, dass ich so misstrauisch bin. Andere Kunden finden das gut, dass ich so vorsichtig bin. Aber er stört sich daran. „Sei nicht so misstrauisch“, hat er mir noch geschrieben, als ich ihn daran erinnert habe, dass er mir noch den Schlüssel mit der Zimmernummer schicken soll. Ich war kurz davor, das alles wieder abzusagen. Aber er hat das Zimmer bereits gebucht und ich habe ihm 100 mal versichert, dass ich auch wirklich da sein werde, weil er nun selbst misstrauisch geworden ist und immerhin eine Stunde Anfahrt hat. Da muss ich jetzt also durch.

Zur Mittagszeit ist das Hotel nicht sehr voll und man trifft auf den Fluren die Reinigungskräfte. Im Sommer stand noch immer die Nebentür auf, durch die ich mich dann geschlichen und die Treppen genommen habe. Aber im Winter ist sie zu. Ich gehe selbstbewusst durch die Lobby, sage der Frau an der Rezeption freundlich hallo und betrete dann den Aufzug. Hier komme ich ohne Schlüsselkarte nach oben. Ich finde sein Zimmer auf Anhieb und klopfe. Ich höre, wie jemand zur Tür kommt und öffnet.

Herbert steht vor mir und sieht nicht aus wie 53. Er wirkt älter. Aber ja, er ist deutsch. Er hat einen riesigen Bierbauch und trägt eine Brille, die seine Augen gruselig vergrößern. Er steht vor mir und stellt sich vor. Die Stimmung ist komisch, aber so lange er nicht stinkt oder meine Grenzen überschreitet, ist alles gut. Er sagt, dass er sich freut, dass es geklappt hat und will sofort anfangen. Ich soll mich schon mal aufs Bett legen. Ich frage ihn nach dem Finanziellen. Er holt aus seiner Jackentasche die Scheine hervor, zeigt sie mir und steckt sie sofort wieder ein. Ob er sie mir nicht geben will, frage ich. „Ja, aber keine Spielchen, ja? Wir fisten jetzt, ok?“, sagt er und es wird langsam unangenehm. Ich nicke und er gibt mir das Geld. Er beobachtet mich, wo genau ich es in meinen Rucksack stecke und packe dann das Spielzeug aus, was ich mitgebracht habe.

Auch Herbert ist einer dieser Männer, die schon lange davon träumen, mal eine Frau zu fisten und sich diesen Traum nun erfüllen. Seine Hände sind klein, aber speckig. Er ist so ungeschickt wie der Kunde von vor einer Woche und wieder muss ich ihn zurückhalten. „Ja, gib mir gerne Anweisungen. Ich mache alles, was dir gefällt“, sagt er plötzlich in seiner Pornostimme. Ich gebe ihm die Anweisungen und komme. „Du hast da ja einen tollen Job“, sagt er und ich frage wieso er das denkt. „Na, du hast ja auch was davon. Du bekommst Geld und hast sogar einen Orgasmus“, erklärt er mir und ich zucke mit den Schultern. Es wäre auch ziemlich blöd, wenn ich auf genau diese Spielart nicht stehen würde, denn dann würde sie mir nichts als Schmerzen bereiten.

Ich schiele auf die Uhr und es sind vielleicht 20 Minuten vergangen. Ich kann jetzt unmöglich gehen. Er will weitermachen, aber ich bin kurz nach dem Höhepunkt sehr empfindlich und fordere eine Pause ein, die ich nutzen soll, um ihn zu befriedigen. Ich erwarte einen unangenehmen Geruch, als er seine Unterhose runterzieht, aber der bleibt aus. Er ist sehr gepflegt. Er will währenddessen bei mir weitermachen, doch in dem Winkel geht das nicht und er soll sich wieder zwischen meine Beine knien. Entweder oder. Ich werde langsam wund und merke, dass er erst aufhören wird, wenn er mich zu einem weiteren Orgasmus gebracht hat. Also täusche ich vor, sehr glaubwürdig und bleibe regungslos liegen. „Du hast echt einen tollen Job“, sagt er noch einmal.

Ich bringe ihn zum Kommen und wir beide bleiben liegen. Er fragt, ob das mein einziger Job ist, den ich habe und ich erzähle ihm, dass ich studiere. Im Gegenzug frage ich, was er macht. Er war mal Unternehmer und ist jetzt Privatier. Und hauptberuflich Vater. Alleinerziehend. Plötzlich ändert sich mein Bild von ihm. Ein verheirateter Mann ohne Kinder ist eine größere Bedrohung, weil er weniger zu verlieren hat, als ein Mann mit Kindern, die noch zur Schule gehen. Und falls er irgendeine Straftat vorhätte, wären seine Kinder alleine. Das würde er ja nicht riskieren.

Und daher sage ich ja, als er fragt, ob er mich noch mal kontaktieren darf für ein weiteres Treffen.

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