Es gibt da diese Kunden, die total abgebrüht sind und sich bereits das 100. Escort nach Hause bestellt haben. Die wissen, was sie wollen, auf Details achten und darauf, dass sie am Ende genau das bekommen, was sie „bestellt“ haben. Solche Kunden können anstrengend sein. Vor allem, weil sie einen einfach nur wie ein lebendiges Sexspielzeug behandeln.
Aber solche Kunden können auch total einfach sein, vor allem weil man meist früher fertig ist, als geplant. Vor allem aber auch, wenn man wie ich, keine 30 Minuten Termine macht und der Mann immer den vollen Preis für eine Stunden zahlen muss.
Und vor allem auch dann, wenn man sie mit absoluten Neulingen vergleicht, die, verständlicherweise, total nervös sind und nicht wissen, was sie machen sollen.
Wie zum Beispiel Thorben.
Thorben ist Mitte 20 und hat eines abends durch das Internet gestöbert und dann meine Anzeige entdeckt. Wahrscheinlich guckt er regelmäßig vorbei, hatte aber nie Lust auf das Standard-Programm von Jaqueline, Roxana oder wie die Escorts sich hier auf dem Dorf alle so nennen. Einen auf billiges Blondchen machen, kommt hier gut an. Das will der Markt und deswegen passen sie sich an. Ich aber nicht. Ich fahre auch auf dem Dorf die „intelligente Studentin von nebenan“-Schiene, die man mit plumpen Einzeilern nicht beeindrucken kann. Das erweckt erstmal große Aufmerksamkeit, weil das etwas Neues ist. Aber viele Dates kommen damit trotzdem nicht Zustande. Was allerdings in erster Linie daran liegt, dass die Männer es nicht schaffen, das zu schreiben, was ich gerne lesen will. Und das sind eigentlich nur die Infos, die ich benötige. Nämlich „Wer? Wo? Wann? Was?“ Klingt eigentlich ganz simpel. Ist es für viele Männer aber trotzdem nicht, weswegen meine Blockier-Liste recht lang ist.
Aber Thorben hat es geschafft. Thorben hat mit klarem Kopf meine Anzeige gelesen und mich mit einer überzeugenden Nachricht angeschrieben. Hat mir direkt einen Termin vorgeschlagen, sich vorgestellt und auch einen Ort genannt und was er gerne machen will. Thorben hat meine Aufmerksamkeit und ich vereinbare ein Telefonat mit ihm.
Und schon am Telefon erkenne ich: Thorben macht das zum ersten Mal. Er ist nervös und hektisch. Er redet viel zu schnell und selbst durch das Telefon kann ich die Anspannung hören. Aber Thorben ist entschlossen. Er will das unbedingt mal machen. Fisting. Und nichts anderes. Kein BJ. Kein Sex. Einfach nur eine neue Erfahrung sammeln. Wie Bungee Jumping oder Fallschirmspringen. Einfach mal etwas von der Liste streichen können und gucken, ob es einem gefällt. Und irgendwie spricht mich das an und ich sage zu.
Da ich am nächsten Tag ab nachmittags verabredet bin, machen wir etwas für den Morgen aus. Morgens um 9.30 Uhr. Er schreibt mir, dass er unterwegs ist, ich schicke ihm die Adresse für den Treffpunkt und dann will er mir schreiben, wenn er da ist. Mein Handy vibriert und ich verlasse das Haus. Er sieht mich von weitem und kommt dann auf mich zugefahren. Ich öffne die Tür und sehen einen durchschnittlich aussehenden Mann Mitte 20 vor mir sitzen.
Ihr wisst schon. Die Art Mann die einfach nur total durchschnittlich ist. Durchschnittlicher Job. Durchschnittliche Wohnung. Durchschnittliche Freunde. Klassischer Alman-Andi halt.
Ich steige ein und spüre seine Aufregung bis auf den Beifahrersitz.
„Und jetzt? Wohin muss ich fahren? Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus“, sagt er in einem wahnsinnig schnellen, hektischem Tempo.
Ich führe ihn zu einem recht leeren Ort, wo garantiert keine Autos entlangfahren und es auch keine Spaziergänger gibt. Er hält an, macht den Motor aus und guckt mich dann an.
„Und jetzt?“, fragt er. Immer erstmal das Finanzielle klären und ohne zu zögern, reicht er mir das Geld.
Ich schnalle mich ab, stelle den Sitz nach vorne und öffne dann die Beifahrertür, um meine Jacke auszuziehen und dann hinten zu gehen.
Er folgt mir. Hat sogar an eine Decke gedacht und setzt sich dann ebenfalls nach hinten.
Und dann guckt er mich wieder fragend an. Er hatte bisher weder Sex im Auto, noch ein bezahltes Treffen. Aber er ist entschlossen und will das jetzt machen. Entschlossen und nervös. Ich sehe, dass seine Hände zittern. Würden meine auch, wenn ich mich gleich viele Meter ins nichts stürzen würde.
Ich sehe ein, dass ich das jetzt wohl in die Hand nehmen muss und ziehe mich so weit aus, wie es nötig ist. Ich spreize die Beine und lasse ihn beginnen. Stöhne absichtlich laut, mache es mir dabei selber aber irgendwie … irgendwie verzieht er nicht mal eine Miene. Ich weiß nicht, ob er es gut findet oder total langweilig. Es gibt keinerlei Feedback. Aber er will auch nicht aufhören, bis ich ihn endgültig stoppe, weil ich tatsächlich ein paar echte Orgasmen hatte.
Ich frage ihn, ob er auch mal kommen will und sofort stimmt er zu. Aber es klappt nicht. Erst wird er nicht richtig hart und dann versucht er so verbissen zu kommen, dass es natürlich nichts wird. Was ja gar nicht mal so ungewöhnlich ist.
„Soll ich weitermachen?“, frage ich ihn.
„Ja, wäre ja schon gut, wenn ich auch komme.“
Aber es wird nichts. Er steht einmal kurz davor und dann doch nicht. Er schaut sich die ganze Zeit nervös um, weiß nicht wohin mit seinen Händen und kann nicht wirklich abschalten. Und zum ersten Mal kann ich mit all den Männern mitfühlen, die verbissen versuchen, eine Frau zum Höhepunkt zu bringen, es aber doch nicht ganz klappen will. Weil man eben nicht abschalten kann. Weil man nach 30 Minuten, in dem es bereits versucht wird, auch mal endlich kommen will. Aber das klappt halt nicht auf Knopfdruck.
Ich frage „und jetzt?“
„Ich weiß auch nicht. Wäre schon gut, wenn ich komme.“
Eine wirkliche Anleitung kann er mir aber nicht geben. Selber machen, funktioniert noch weniger.
Wir lassen es. Er entschuldigt sich, sagt aber gleichzeitig, dass er das gut fand. Also das andere.
Schön. Wenigstens etwas Feedback. Er bringt mich nach Hause und zumindest kann er diese Erfahrung von seiner Liste streichen.