Es gibt da diese Kunden, die schon lange einen speziellen Wunsch haben. Einen Wunsch, den nicht viele Frauen erfüllen können, weswegen ich sehr viele Anfragen für diese eine Praktik bekomme und zwar Fisting.
„Ich habe schon immer mal davon geträumt. Aber bisher habe ich keine Frau dafür gefunden!“, steht dann meistens in den Nachrichten.
Gefolgt von: „Viele Frauen bieten das an. Aber dann ist meist nach vier Fingern Schluss. Geht das bei dir wirklich?“
Ja, das geht wirklich. Die Männer sind neugierig, interessiert und wollen entweder lange schreiben oder mich treffen.
Natürlich schenke ich nur denen Aufmerksamkeit bei denen schon in der ersten Nachricht hervorgeht, dass sie an einem konkreten Date interessiert sind. Die, die bereits ein Hotel, einen Termin und möglichen Ausweichtermin in Aussicht haben.
Und dann kommt es zum Treffen. Sowie mit Sasha.
Sasha ist irgendwas Anfang 40, sieht durchschnittlich aus, ist wahrscheinlich verheiratet oder vergeben. Ich habe ihn bereits vor Monaten das erste Mal unter meinen Profilbesuchern entdeckt, dann wieder und wieder. Bis er mir endlich geschrieben hat. Er ist bald in meiner Stadt und möchte mich treffen. Ich stimme zu. Irgendwann abends nach 22 Uhr. Er ist in einem Hotel in meiner Nähe, daher geht das.
Wir telefonieren und Sasha bringt kaum ein Wort heraus. Ich schaue mir sein Profil an. Norddeutscher. Verstehe. Die reden wirklich nicht viel. Das ist mir bereits aufgefallen und verunsichert mich manchmal. Aber Sasha ist weiterhin interessiert. Schickt mir seine Hotelbestätigung und seine Zimmernummer.
Ich frage ihn am Nachmittag, ob er sich lieber in der Lobby mit mir treffen möchte oder ob ich direkt auf sein Zimmer kommen soll. Er schreibt, dass er nach unten kommt. Ist mir meistens nicht so recht. Blöde Blicke und die Gefahr, dass er mich sieht und sofort wieder umdreht. Aber er wünscht es so.
Ich bin für den Abend noch verabredet und dränge meine Mitbewohnerin, dass sie sich beeilen soll, damit wir endlich den Film gucken können. Der Film ist vorbei und mir bleiben noch 45 Minuten bis zum Date. Ich habe bereits am frühen Abend ausgiebig geduscht und mich frisch rasiert. Ich muss mich also nur noch kurz waschen, umziehen und vielleicht mein Make-Up ein wenig auffrischen. Als ich fertig bin, ist es 22.22 Uhr und um 22.30 Uhr soll ich am 12 Minuten entfernten Hotel stehen.
„Vielleicht kommst du doch direkt nach oben?“, schreibt Sasha, als ich schreibe, dass ich 10 Minuten länger brauche. Ja, das ist eh viel besser.
Als ich in die schicke Einfahrt des gar nicht mal so schicken 4-Sterne Hotels biege und auf den Eingang zulaufe, sehe ich einen Mann davor stehen, der mich neugierig mustert. Wartet Sasha doch unten? Ich schaue ihm direkt ins Gesicht und erkenne, dass er knapp zehn Jahre zu jung ist und laufe schnell weiter. Falls er es doch ist, wird er sich bemerkbar machen.
Die Lobby ist voll und vor mir steht ein Ehepaar, das sich wohl nicht entscheiden kann, ob es noch etwas trinken gehen will oder doch hoch aufs Zimmer fährt. Ich bin zum Glück schon mal hier gewesen und kann zielstrebig den Fahrstuhl ansteuern.
Manche Kunden sind so nett und verraten mir direkt, wie ich laufen muss. Wie ich unbemerkt und ohne Aufmerksamkeit zu erhaschen, zu den Aufzügen und dann so schnell wie möglich in sein Zimmer komme. Sasha hat das nicht gemacht, denn Sasha ist sehr wortkarg.
Ich fahre mit dem Fahrstuhl hoch und bleibe verwirrt im 3. Stock stehen. Er hat das letzte Zimmer der Zahlenreihe, weswegen es auf einem anderen Gang liegt. Aber ich finde es und klopfe.
Es tut sich nichts und ich schaue noch einmal auf mein Handy. Wartet er doch draußen? Oder hat mich mal wieder jemand verarscht? Dieses Mal hatte ich gar keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen. Sollte sich das dieses Mal rächen?
Nein. Die Tür geht auf und Sasha steht vor mir.
„Hi“, sagt er. Mehr nicht. Ich trete ein und er zeigt auf einen Stuhl, wo ich meine Sachen ablegen kann. Er holt das Geld aus seiner Hosentasche und überreicht es mir mit zittrigen Fingern.
„Bist du aufgeregt?“, frage ich und er nickt.
„Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache“, verrät er mir. Ich denke sofort daran, dass ich so etwas noch nie gemacht habe und eigentlich auch mal auf meine Liste schreiben müsste: Abends im Hotelzimmer auf unbekannten Männerbesuch warten. Eigentlich ziemlich aufregend.
Sofort steht er vor mir und will mich küssen. Bloß keine Zeit verschwenden. Er zieht sich selber dabei aus und ich ziehe mich aus, bis wir auf dem Bett landen.
Er fängt an, mich zu lecken und dann will er das tun, wovon er schon so lange geträumt hat.
Ich bin total überrumpelt und überhaupt nicht feucht, trotzdem spüre ich, dass er versucht drei Finger gleichzeitig in mich zu schieben. Gar nicht mal so angenehm, wenn man trocken und noch total gereizt von der Rasur ist.
„Wenn du weitermachen willst, musst du Gleitgel benutzen“, sage ich und er nickt, lässt aber nicht von mir los.
„Dafür müsste ich kurz an meine Tasche“, sage ich und schiebe ihn weg. Ich gebe ihm das Gleitgel und verteilt es großzügig auf seiner Hand. Nur da.
Wenn ich will, dass etwas wirklich flutscht und gleitet, verteile ich es doch auf dem Ziel und auf dem Gegenstand, der rein soll oder nicht?
Sasha denkt irgendwie nicht so und versucht es weiter. Er ist ungeschickt, er ist viel zu schnell und er denkt nicht nach. Denkt nicht daran, dass die Vagina nichts anderes als ein Muskel ist, der auch seine Zeit braucht, um warm zu werden.
Ich denke an die Dates, die ich am nächsten Tag habe. Eigentlich nur an ein Date. An ein privates und dass wir Großes vorhaben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn Sasha so weitermacht, wird das aber nichts. Denn ich bin dann wund und habe keine Lust.
Also leite ich ihn an. Verweise auf das Spielzeug, was ich mitgebracht habe. Das soll er zuerst benutzen. Damit kann er mir nicht wehtun. Dachte ich.
Sasha ist ungeschickt und viel zu hastig. Er entschuldigt sich. Er hat sowas vorher noch nie gemacht und weiß nicht, wie das geht. Ich habe viele Dinge auch noch nicht getan, aber wenn mich eine sexuelle Praktik interessiert und die Möglichkeit habe, die bald auszuprobieren, schaue ich mir doch Pornos dazu an. Oder nicht? Damit ich es nicht total verkacke.
Er hat es scheinbar nicht getan, bleibt weiterhin ungeschickt, bis ich ihn darauf hinweise, dass er das alles total falsch macht und es extrem weh tut. Also das, was er da veranstaltet. Er entschuldigt sich wieder und macht mit seiner Zunge weiter.
Ich entspanne mich ein wenig und denke daran, dass er gerade einen Haufen Geld bezahlt hat, um seine Fantasie auszuleben. Ich muss ihm die also irgendwie erfüllen und leite ihn an. Zeige ihm, wie er die Hand halten soll, in welchem Winkel er reingleitet und wie sie am besten sitzt, damit es nicht unangenehm ist.
Und was soll ich sagen? Er hat es geschafft. Er hat es gut gemacht und ich bin 4-mal gekommen.
Danach strahlt er mich an.
„Es kommt also auf die richtige Technik an“, sagt er und legt sich neben mich, damit ich ihn nun auch zum kommen bringen kann, was innerhalb von 5 Sekunden passiert, weil ihn das Ganze so angeturnt hat.
Es folgt der After Sex Talk, der bei den meisten sehr ausführlich ausfällt. Bei ihm nicht. Denn er ist nach wie vor sehr wortkarg. Ich gehe duschen und ziehe mich an. Sasha hilft mir nicht mal in meine Jacke, was mir erst auffällt, weil er es eben nicht macht und andere immer. Er reicht mir auch nicht das Spielzeug oder wäscht es ab, während ich mit anziehen beschäftigt bin. Sehr seltsam.