Ist das auch wirklich in Ordnung?

Es ist Freitagabend und ich bekomme eine lange Nachricht von Johannes. Er ist Mitte 40 und schreibt sehr wortgewandt. Wahrscheinlich ein Akademiker, der täglich viel Kundenkontakt hat und daher sehr auf seine Wortwahl achten muss. Ich passe mich seinem Schreibstil an und schreibe ähnlich gewählt zurück. Das imponiert ihm und will sofort ein Treffen mit mir machen. Ich soll ihn besuchen kommen, aber da er etwas außerhalb wohnt, war das auf Grund der Bussituation nicht mehr möglich. Er überlegt, wie ein Treffen doch noch zustande kommen könnte und ich schlage ihm vor, dass er doch einfach ein Hotel in meiner Stadt buchen soll. Mehr als Scherz und weil ich genervt war, da er wollte, dass ich mich eine Stunde lang in Bus und Bahn setze, damit ich zu ihm komme.

„Anna, das ist eine sehr gute Idee! Danke für diesen Vorschlag. Den werde ich in die Tat umsetzen!“ Ironie oder nicht? Ich war mir nicht sicher, bekam aber wenig später die Nachricht, dass er ein Hotel für den nächsten Tag gebucht hatte. Tja … damit hatte ich nun nicht gerechnet.

 

Mein Samstag war recht vollgestopft und ich jagte von einem Freizeittermin zum nächsten, kam aber abends recht früh nach Hause. Ich war eigentlich noch mit Freunden verabredet und wir wollten etwas trinken gehen, aber das beschränkte sich dann doch nur noch auf einen Kaffee am frühen Abend und so musste ich die Zeit bis zum Termin totschlagen. Wir hatten nämlich 23 Uhr ausgemacht, weil ich nicht so genau wusste, wann ich wieder da sein würde. Er hatte aus seinem Besuch dann einen Tagesausflug gemacht, machte Sightseeing und verbrachte die letzten Stunden bis zum Treffen dann in einer Kneipe.

Irgendwann war es dann so weit und ich fuhr mit dem Fahrrad zu dem Hotel. Es war Spätsommer und dementsprechend noch recht heiß. Ich trug nur ein Kleid ohne Jacke und als ich mein Fahrrad abschloss, konnte ich ihn bereits aus dem Augenwinkel heraus sehen. Er war groß und rauchte gerade. Raucher lehne ich eigentlich immer ab, wenn sie klassischen Girlfriendsex wollten, weil ich selber nicht rauche. Wir hatten heute aber was anderes geplant. Er wollte mich intensiv mit der Hand verwöhnen und zwar nur damit. Und mit Spielzeug. Daher war das Rauchen in Ordnung. Sofern er sich auch an die Absprache hielt und nicht mehr erwartete. Gebucht waren drei Stunden.

Er saß auf einer kleinen Mauer und stand auf, als er mich sah. Er war ziemlich groß und trug ein grelles T-Shirt. Ich weiß nicht, wie ich ihn beschreiben soll. Er war anders, als ich es erwartet habe. Er war eher der klassische Samstagnachmittagkneipenbesucher, der seinen Lieblingsverein anfeuerte, laut war und durch das viele Rauchen eine raue Stimme hatte. Vermischt mit einem Langzeitstudenten, der sich liebend gerne auf sämtliche Diskussionen einließ.

Er gab mir die Zimmerkarte, damit es nicht so auffällig war, aber das war eh egal, weil gerade noch ein paar Leute eincheckten und gar nicht bemerkten, dass wir durch die Tür huschten.

 

Wir kamen in seinem Zimmer an und er war auch sehr korrekt, hatte aber eine unglaublich nervige Art. Er hatte viele Jobs hinter sich, unter anderem auch als Türsteher in einem Nachtclub. Er kannte das Milieu und wusste, auf was die Frauen achteten. Er wollte unbedingt, dass ich mich total wohl fühle und ihm war das wichtig, dass ich das wirklich auch zu 100% freiwillig machte. Alle 5 min. stellte er die Frage, ob wirklich alles in Ordnung sei und ob er sich auch wirklich korrekt verhalten würde. Es nervte unendlich.

„Können wir uns kurz 10min. unterhalten, ohne dass du direkt auf die Uhr schaust?“ Ich nickte, schaue bei so einem Spruch aber ganz besonders genau auf die Uhr. Er redete keine 10min., sondern eine Stunde, bis ich ihn irgendwann unterbrach. „Das turnt mich hier gerade unglaublich ab“, sagte ich, weil er mir Tipps geben wollte. Wie ziehe ich mich möglichst lasziv aus; welche kleinen Gesten kann ich machen, damit der Kunde möglichst geil auf mich wird; wie stelle ich mich hin, damit man meine Problemzonen nicht sieht.
Ich bin wie eine Geisha, man! Es reicht ein Augenaufschlag und der Kunde will mich. Da brauche ich keine Tipps, wie ich meinen Arsch am wirkvollsten präsentiere oder wie ich meinen Bauchansatz verstecke. Er sah es ein und fing endlich an. Hielt seine Klappe und machte einfach. Wenn er doch wieder anfing zu reden, sah ich ihn böse an und er hörte damit auf.

Er wusste wirklich, was er da tat. Es war gut, es war intensiv, aber dann konnte ich nicht mehr, weil es zu intensiv wurde. Wir brachen ab, ohne dass einer von uns gekommen war. Ihn hatte ich nicht mal angefasst, weil er die Zeit sowieso schon gnadenlos überzogen hatte mit seiner großen Ansprache. Ich ging duschen, kam im Handtuch bekleidet zurück und im ernsten Tonfall sagte er dann: „Soll ich dir mal was sagen? Die nackte Wahrheit? Du bist kein einziges Mal gekommen.“

Tja, was soll ich dazu sagen? Er ist auch nicht mal in die Nähe davon gekommen, weil nicht jede Frau gleich funktioniert. Er hat mich nicht gefragt, wie er das schaffen könnte, sondern hat sich ganz allein auf seine Fähigkeiten konzentriert. Oft täusche ich dann vor, weil ich nicht will, dass der Kunde sich schlecht fühlt und auch oft, weil ich sehr schnell überreizt bin und will, dass er aufhört. Aber bei ihm konnte ich das nicht vortäuschen, das wäre nicht möglich gewesen. Außerdem sollte er merken, dass es nicht nur die eine Methode gibt. Und außerdem fand ich das auch gar nicht schlimm, weil es sich auch ohne Höhepunkt gut anfühlen kann. Und weil ein Orgasmus bei mir meistens dafür sorgt, dass jegliche Lust sofort verpufft und ich sofort nach Hause will, weswegen ich mir das entweder für ganz bis zum Schluss aufspare oder eben gar nicht komme. Besser als sich nach 10min. noch länger quälen zu müssen.

 

Ich schaute auf die Uhr und merkte, dass wir schon 45min. drüber waren. Er schaute ebenfalls auf die Uhr und auf seinen harten Schwanz, der heute nicht mehr von einer Frau berührt werden würde. „Das ist meine Schuld. Du hast mir ja sogar schon Zeit geschenkt. Also ist das nicht schlimm.“ Wäre ja noch schöner, wenn er sich jetzt darüber aufgeregt hätte. Er wollte wieder labern, aber ich zog mich an und gähnte ausgiebig. War ja auch schon spät. Er begleitete mich noch nach draußen, wollte mir noch mehr Tipps geben und dann verabschiedeten wir uns endlich. Was für ein anstrengender Kunde!

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